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Gewändern, und solches erhielt unter allgemeinem Jubel der Weimarer Herzog.
Der Glückstopf: Daneben stellte der Rat einen sogenannten „Glückslops" aus dem Fischmarkte in einer eigens dazu gebauten Bude auf. Der Glückstopf war ein bauchiges Tongefäß, in welches die Lose hineingeworfen wurden. Es hatte einen fo engen Hals, daß man nur hineingreifen konnte, um die Lose herauszuholen, ohne sie sehen zu können. Das Los kostete einen neuen Groschen (9 Psg.), und manche hitzige Spieler setzten so viele Lose, daß sie bis zu 10 Gulden ausgaben. Der Erfurter Rat machte daher mit dem Glückstopfe ein gutes Geschäft, und er konnte es wagen, für „700 bis 800 Schock Groschen" Lose (Zettel) auszugeben. Dabei hatte ma« nur 16 Hauptgewinne gemacht, silberne Becher, deren kostbarster 12 Schock Groschen wert war. Als weitere Gewinne werden silberne Schalen, goldene Ringe, seidene Borden, Tuch und Buckskin, sogar Barchent zu Gewändern erwähnt, auch Gänse, Gewürze u. a. Die Spielwut war allgemein. Von den Fürsten und Grafen an fetzten alle Ritter und Knechte, Bürger und Bauern, Männer und Frauen, Jünglinge und Jungfrauen, reich und arm, selbst Bettler, Schüler und allerlei „sahrendes Volk". Alle Zettel, jeder mit dem Namen des Lösenden beschrieben, tat man in den oben beschriebenen Topf, daneben stand ein zweiter Behälter, in welchen die Zettel mit den daraus geschriebenen Gewinnen und die Nietenzettel getan wurden. Ein Knecht, der nicht lesen konnte, der „ungelehrt" war, stand zwischen den zwei Töpfen und zur Seite jedes Topfes ein Justizbeamter, ein öffentlicher Notar oder Schreiber; diese beiden hießen Herbert von der Maritte und Hermann Bruckfchlegel. Aus jedem Topfe nahm nun der Knecht ein Los und gab es dem Beamten, der daneben stand. Derjenige, welcher die Namenzettel bekam, las den Namen laut vor, der andere sah in den ihm gegebenen Zettel. War es ein Nietenzettel, so rief er „nichts", war aber ein Gewinn darauf verzeichnet, so blies man einen Trompetentusch. Der erste gezogene Gewinn waren zwei Gänse und ein Psuud Ingwer, der letzte war ein Gulden. Ihn gewann ein Stubenheizer, welcher vor der Langen Brücke wohnte. Er hatte nur ein Los genommen, während andere, welche viele Lose hatten, nichts gewannen. Zu diesen gehörten auch der Herzog von Weimar und die Schwarzburger Grasen. Der Ueberschuß, den der Rat aus der Lotterie zog, war so groß, daß er mehr betrug, als die Summe, die ihm die Beköstigung der sremden Schützen, besonders des Herzogs Wilhelm von Weimar, gekostet hatte. Letzterer machte darum über die Klugheit des Rates seine Scherze.
Vorbereitung zum Turnier: Hoch ging es auch beim Tur-
nier am 6. Juli 1496 her. Von Weimar kamen dazu herüber Kurfürst Friedrich der Weise und der spätere Kurfürst Johann der Beständige, dazu noch viele Grafen und Ritter. Der Schauplatz war
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Extrahierte Personennamen: Herbert_von_der_Maritte Hermann_Bruckfchlegel Wilhelm Friedrich Friedrich Johann
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zwischen den Baumstämmen sind mit Flechtwerk aus dünnen Aesten ausgefüllt, und dieses ist auf beiden Seiten mit Lehm glatt verstrichen. Im Innern der Hütte liegt die Herdgrube, ein kesselförmiges Loch von 1—1,5 Meter Tiese und 1,5—2 Meter Breite. Es mag auffällig erscheinen, daß der damalige Mensch seinen Herd nicht wie wir über, sondern in die Erde verlegte. Doch hat dies seine guten Gründe gehabt. Feuer war in jener Zeit sehr schwer zu entzünden; in der Asche der Herdgrube aber glühte das Holz langsam weiter und verlöschte nicht. Dann verlangte der in die heiße Asche gesetzte Kochtopf auch keine besondere Abwartung, und außerdem war ein solcher Herd nicht so feuergefährlich wie ein freiflackerndes Feuer. Trotzdem wurden die hölzernen Hütten nicht selten vom Feuer zerstört. (Auch in dieser Ansiedlung hat ein größerer Brand gewütet; denn 10—12 ganz nahe beieinander liegende Herdgruben waren bei ihrer Aufdeckung vor einigen Jahren mit Resten hartgebrannten Lehms gefüllt, ein Beweis, daß hier eine Zerstörung durch Feuer stattgefunden hatte.)
Von den Frauen: Unterdessen sind die Kinder vorausge-
sprungen und haben der Großmutter und der Mutter, die mit zwei Töchtern vor der Hütte sitzt, die Heimkehr der Jäger gemeldet. Die Frauen sind von derber Gestalt, kräftig und gefund. Das lange Haar ist am Scheitel zusammengebunden und flutet lose den Rücken hinab. Ihre Kleidung besteht nicht aus Fellen, sondern aus einem bis zu den Knien reichenden Wollenhemde, das sie selbst gewebt und gefertigt haben. Allerdings ist es eine müh-fame Arbeit gewesen, da die Hilfsmittel, die ihnen zu Gebote stehen — tönerne Spindelsleine und Wirtel, sowie Nadeln aus Fischgräten — gar zu einfach und unvollkommen sind. Die Mädchen tragen außerdem mancherlei Schmuck aus Tierzähnen, Perlen aus Bernstein, durchbohrte Muscheln und Armringe aus Knochen und Marmor.
Das Mahl: Die Männer haben einen tüchtigen Hunger und Durst von der Jagd mitgebracht. Noch glimmen die Holzklötze in der Asche der Herdgrube, und bald sind sie zu neuem Leben angefacht. In kurzer Zeit züngeln die Flammen hell empor, und der Rauch sucht seinen Abzug durch Dach und Tür. Von dem noch vorrätigen Fleisch wird ein riesiges Stück abgeschnitten und an den Bratspieß gesteckt. Die Knaben springen hurtig zum Fluß hinab, um Wasser zu holen, indes die Mädchen auf der Handmühle das rauhe Mehl zum Mus bereiten. Die Mühle besteht aus einer flachen Steinplatte aus Porphyr, auf welche das Korn geschüttet wird, und aus einem doppeltfaustgroßen, runden Stein, dem Reiber, womit die Körner zerquetscht werden. An Milch fehlt es nicht, um den Brei schmackhaft zu machen, auch Honig ist vorhanden. Das Mahl wird vor der Hütte verzehrt. Gabel, Tischtuch und Mundtuch sind unbekannte Begriffe; kaum wird von einzelnen ein Messer gebraucht. Das Mus aber wird mit Löffeln ge-
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schöpft, die aus rauher Kieselerde geformt und am offenen Feuer-hart gebrannt sind. Das Mahl schmeckt allen ausgezeichnet. Die Männer trinken dazu Es brauner Trinkschale, die gleich den übrigen Tongeschirren nur mit der Hand und nicht aus der Drehscheibe geformt und geglättet ist, einen Labetrunk aus gebrauter Gerste. Die Kinder verzehren am Schluß des Mahles noch einige Waldfrüchte, wie sie gerade der Herbst bietet: Aepfel, Birnen, Brombeeren, Haselnüsse und dergleichen. Die Speisereste und Abfälle wandern dann hinein in die Herdgrube des Hauses. Durch Zufall muß aber auch manchmal ein gutes Stück des Hausrates mit hineingeraten sein, denn neben Tierknochen fand man bei der Aufdeckung mancherlei wohlerhcütene Dinge. Wenn eine solche Grube sich allmählich zu stark anfüllte, wurde sie wohl ausgeleert und der Inhalt neben dem Hause auf die Erde geschüttet. Daraus erklärt sich, daß man in den Erdschichten zwischen den Wohnungen ebenfalls allerhand Ueberbleibfel fand.
Nach der Mahlzeit: Nach dem Mahle Pflegen die Männer
der Ruhe und erzählen sich von der Jagd. Der Künstler der Sippe aber, ein junger, brauner Bursche, zieht sein scharfes Feuersteinmesser hervor und schnitzt in ein Hirschhorn allerlei Figuren. Neugierig lugen die Kinder über seine Schultern und jubeln laut auf, als sie in dem Bilde ihren Spitz erkennen. Heute ist es überhaupt ein lustiger Tag. Die größeren Knaben brauchen nicht wie sonst unter der Anleitung eines erfahrenen Mannes Steine zu Waffen und Werkzeug zu schleifen, sie dürfen ihre Trommeln Zur Hand nehmen und fleißig rühren; als solche glaubt man in der Mitte eingezogene, oben und unten offene Gefäße deuten zu müssen.
Zur Nachtzeit: Nach und nach ist die Dämmerung über das Flußtal hereingebrochen, und damit ist die Stunde gekommen, zu welcher der Steinzeitmensch seine Schlafstätte aufsuchte. Die Eltern und jüngsten Kinder verbringen die Nacht auf dem Laublager in der Hütte, die andern aber betten sich draußen. Hier wird noch schnell ein Feuer angezündet, und einige gewaltige Scheite geben ihm Nahrung für die Nacht. Es gewährt genügend Schutz gegen herumschleichendes Raubzeug und wärmt auch in der kühlen und feuchten Herbstnacht. Bald herrscht überall tiefe Stille. Kaum aber treffen die ersten Strahlen der ausgehenden Sonne die Schläfer, so erheben sie sich von ihrem Lager, um ihrer Tagesarbeit, Jagd, Viehzucht und Ackerbau, nachzugehen.
So mag es damals am Abhang unserer Gera ausgesehen haben. Und wie hier, so noch an manchen anderen Stellen der heutigen thüringischen Lande. Daraus deuten die Funde, die bald hier, bald da gemacht worden sind, hin. Wann war aber jenes Damals? Diese Frage ist schwer zu beantworten. Begnügen wir uns mit der ungefähren Zeitangabe: Nicht nach 1500 v. Chr.,
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von Stolle kuhmaulartig genannten Schuhe; sie hießen: knemuler oder kowemuler.
Damals muß auch eine ziemlich große Verschwendung in der gesamten Kleidung eingetreten sein. Die Männer trugen Hemden, die vorn mit köstlichen Litzen und Schnürwerk versehen waren, dazu eine offene joppenartige Aermeljacke, ebenfalls mit seidenem Schnürwerk oder Einfransung versehen, darüber einen kurzen Mantel, Tappert genannt, mit Schnürwerk und Knöpfen in dichtesten Reihen, zur Zierde geschlitzt und kostbar gefüttert, so daß der Rock fast in einzelne Streifen zerfiel. Dazu trug man lange Beinkleider, die nach Farbe, Form und Stoff in zwei Hälften zerfielen, z. B. rot und blau. Manche trugen sogar drei und noch mehr Farben. Als Kopfbedeckung diente ein kleiner Hut oder ein Barett mit Ohrenklappen, sogar Hauben nach Frauenart. Bei der Frauenkleidung blieb der Halsausschnitt weit, ja er vertiefte sich noch und nahm das kostbare und feine Vorstecktuch auf, das die Gestalt eines Kragens oder Brustlatzes hatte, darunter das kollerartige Leibchen. Die Frauenschuhe hatten lange Spitzen und weiße oder rote Schäfte. Die früher getragenen, einfachen Frauenhauben verschwanden, dafür kamen langzipflige auf, die mit Goldsternchen bestickt waren. Die Zipfel wurden um den Kopf geschlungen. Der entrüstete Stolle nennt dieses ein „Narrenspiel".
Speise und Trank: Den Freuden der Tafel war niemand
abhold. Man aß und trank reichlich, je vornehmer, um so größer die Zahl der Gänge und die Pracht des Gerätes. In den silbernen und vergoldeten Kannen, Bechern und Pokalen steckte ein ganzes Vermögen. Sie legten aber auch Zeugnis ab von der Geschicklichkeit der Erfurter Goldschmiede. Für gewöhnlich aßen die Leute von Zinntellern; Gabeln waren unbekannt, die Finger vertraten ihre Stelle, weshalb öfter Wafchwafser herumgereicht wurde. Knochen und Abfälle warf man unter den Tisch für die Hunde, die in weit größerer Zahl als heute gehalten wurden. Fleischkost war viel häufiger als in der Gegenwart. Fleisch aller Art
konnten die Frauen täglich auf dem Markte kaufen, und sie waren stets sicher, gute Waren zu erhalten, weil die Vormunde des Handwerks den Verkauf übelriechenden und ungesunden Fleisches verhindern mußten. Faule und finnige Stücke wurden feilgeboten auf Bänken, über denen ein Judenhut hing. Sie waren am Be-nidiktiplatz dicht neben der Krämerbrücke. Wildbret konnte auf den Wochenmärkten gekauft werden, ebenso Rebhühner, die mit
der Schlinge gefangen, in langen Reihen an den Buden der
Händler hingen. Zahmes Geflügel fand sich in jedem Hause. Es
war gekocht und gebraten sehr beliebt, namentlich die Gänse, deren Leidenszeit um Martini begann. Selten fehlten auf einer vollbesetzten Tafel Fische, die als Fastenspeise und auch sonst in großen Mengen gegessen wurden. Der Hering fand Liebhaber vorwiegend bei den ärmeren Bürgern, die besser gestellten zogen den Fluß-
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Extrahierte Personennamen: Stolle Tappert Stolle Martini
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ten _ sie wurden besonders von den Frauen und Mädchen bewundert —, dort üblen sich andere im Schnitzen von allerlei possierlichen Figuren an Windmühlen, Leitern usw. Sie machten ein gutes Geschäft; denn viele der Besucher nahmen eine Kleinigkeit zum Andenken mit. Noch heute sind manche solcher Schnitzereien, auch Malereien und Flechtarbeiten vorhanden, die damals von den Franzosen in ihren unfreiwilligen Mußestunden gefertigt wurden.
Später durften alle Gefangenen in die Stadt. Sie erhielten
Urlaub, um Einkäufe zu erledigen oder um in Werkstätten ihrem
Handwerk nachzugehen. In dieser Zeit bildete sich bei uns jungen eine besondere Liebhaberei aus. Die srauzösischen Soldaten zeigen nämlich die Regimentsnummer nicht ans den Achselklappen, sondern an den Knöpfen des Rockes. In den Besitz solcher Knöpfe zu gelangen, war unser größtes Bestreben. Unser Französisch
wurde durch einige neue Vokabeln: la pomme, le cigare, le bou-
ton ergänzt, und nun war kein Franzose, ich wollte sagen, kein Knopf mehr sicher vor unseren Gelüsten. Wo sich nur ein Gefangener sehen ließ, dessen Rock noch einen glänzenden Knops zeigte, wurde er so lange gequält und durch Vorhallen von „une pomme“ oder „un cigare“ verlockt, bis „le bouton“ in unsern Händen war. Um möglichst vollständig in der Sammlung zu sein, wurde dann ein eifriges Tauschgeschäft betrieben. Hohe Nummern und silberne oder verzierte Knöpfe wurden besonders bewertet.
Der Frühling 1871 zeigte uns die Gefangenen bei einer neuen Beschäftigung. Sie erwiesen sich des öfteren vor unseren Augen als geschickte Froschfänger. Tagtäglich machten sie in den Wallgräben und im Dreienbrunnen Jagd auf die kaum aus dem Winterschlaf erwachten und jetzt den Frühling einsingenden Wasser-patscher; denn Froschschenkel sind den Franzosen eine beliebte Fastenspeise. Angereiht an Weidenruten, ähnlich den Bündeln der Brunnenkresse, trugen sie dann das uns so seltsame Gericht in ihre Behausungen.
Von Anfang April 1871 an verließen die Gefangenen die Stadt. Sie wurden mit der Bahn bis zur Reichsgrenze gebracht, an jedem Tage ungefähr 1500.
c) Einzug der siegreichen üruppen.
Für Sonntag, den 18. Juni 1871, stand der Einzug des 2. Bataillons der 71er bevor. Wie bei den früheren Empfängen^ war auch diesmal ganz Erfurt aufgeregt und begeistert, am begeistertsten aber waren doch wir Jungen.
') Die Landwehr- und die Reserve-Artillerie waren schon im März bezw. zu Anfang April und das 1. u. 2. Bat. der 36 er, die neu nach Erfurt in Garnison kamen, am 10. Juni 1871 zurückgekehrt. Dem 2. Bat. der 71 er folgten die 1. u. 2. leichte Batterie des Magd. Feldart.-Reg. Nr. 4 nach; den Schluß bildete das 71er Füsilierbataillon
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18
4. Das Land im Dämmerlichte der Geschichte.
Gräberfunde aus diesem letzten Abschnitt der La Tenezeit sind bisher wenige bekannt. Diese schließen sich mit ihrem Inventar vollkommen an die Wohnstättenfunde an. Auch hier kommen massive Gürtelbeschläge mit Blutemail, auf der Drehscheibe geformte Gefäße, Fibeln von Eisen und Bronze, blaue Glasperlen, Armreife und Fingerringe von Bronzedraht vor.
Alle diese Funde werfen zusammen ein Helles Licht auf die Kulturstufe der Vindeliker und Noriker in unserem Lande, die sicher seit dem 3. vorchristlichen Jahrhundert, vielleicht schon früher hier faßen. Die Überreste dieser Bewohner-beweisen, daß ihre Kultur schon eine hohe Rangordnung einnahm und sich von der späteren provinzialrömischen, auf die sich vieles vou ihr fortpflanzte, nicht bedeutend unterschied, daß es also durchaus nicht die Römer waren, die hier erst die Kultur ius Land brachten.
Diese Überreste ergänzen und erläutern auch, was die antiken Schriftsteller über die gallisch-keltischen Stämme berichten. Schon Cäsar erwähnt die soziale Gliederung des Volkes in drei Klassen, in Priester, Ritter und das Arbeitsvolk. In den Gräbern von Manching n. a. O. haben wir ohne Zweifel den Ritterstand, den Adel des Stammes vor uns, darauf deuten die Rsiter-wasfen und die kriegerische Ausrüstung. Die iu La Teue-Wohustütten gefundenen Eisenschlacken deuten auf die ebenfalls aus deu Schriftstellern bekannte Geschicklichkeit des Bolkes in der Bearbeitung des Eisens. Auch die in Südbayern in Wäldern und ans Heiden erhalten gebliebenen Hochäcker sind aller Wahrscheinlichkeit nach auf dieses Volk zurückzuführen. Sie setzen einen Großgrundbesitz und ein höriges Arbeitervolk voraus, wie es Cäsar bei deu Galliern schildert.
Über den Götterknlt sind wir durch die römischen Schriftsteller und die erhalteu gebliebenen Altarsteine aus römischer Zeit einigermaßen unterrichtet, da die Römer diese Gottheiten unter die ihrigen aufnahmen. Es kommen Lokalgottheiten wie Bedaius, Grannus, die Alounae n. a. auf Inschriften vor; es wurden also schon personifizierte Gottheiten verehrt. Handel und Verkehr sind durch die Funde der Münzen wie durch solche von Roheisenbarren, Bernstein, Glasperlen und Bronzegesäße nachgewiesen. Sicher waren auch Straßenzüge vorhanden, die die Grundlage der späteren Römerstraßen bildeten. Es ist kein Zufall, daß die späteren großen Heerstraßen von Süd und Ost ursprünglich auf Kempten — Camboduimm — gerichtet waren und erst später ihren Lauf nach Augsburg — Augusta Yindelicorum — erhielten; ersteres war eben eine vindelikische Stadt, auf welche die alten Straßenzüge zu liefen, während letzteres eine römische Neugründung war. Aus den Schriftstellern erfahren wir, daß die Kelten in Städten und Dörfern wohnten. Tatsächlich haben sich in Vindelikien und Norikum solche Ortsnamen in der römischen Periode erhalten, wie Cambodunum, Abodiäcum (Epfach), Iuvavum u. a., Orte, in denen überall borrömijche Funde zutage kamen, ferner viele Namen von keltischen Orten, die ihrer Lage nach noch nicht sicher bekannt sind, wie Damasia, Urusa, Artobriga u. a. Auch viele Fluß-
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Extrahierte Ortsnamen: Sübbayeru Bayern Bayerns Donau Schneckenform Europa Donau
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andre. Betrachten wir sie genauer, dann erkennen wir, daß es kleine recht-
eckige Säulen oder Stäbchen aus Blei sind, auf deren eineu Seite der Buch-
stabe steht. Auf dem einen Stäbchen steht ein „a", ans dem andern ein
„i" usw. In jeden: Kästchen liegen immer nur dieselben Buchstaben. Die
Stäbchen mit den Buchstaben auf dem Kopfe nennt man Lettern. Außer
ihnen liegen in einzelnen Kästen noch Stäbchen mit Punkten, Doppel-
punkten, Ausrufungszeichen, Fragezeichen usw. Daneben erblicken wir
längere Stäbchen, die wie Lineale aussehen. Auf ihnen steht nichts. Alle
diese Dinge nennt mau die Schrift. Sie liegt iu deu Schriftkästen. Die
Männer vor den Schriftkästen nehmen die Schriftzeichen heraus und setzen
ein Zeichen neben das andre auf den Winkelhaken, den sie in der linken
Hand halten. Man nennt sie Schriftsetzer.
Sehen wir einmal ihrer Arbeit zu! Die Anzeige, die der Kaufmann
vorhin brachte, soll jetzt gedruckt werden. Darüber steht: „Großer Aus-
verkauf!" Unser Setzer geht an einen Kasten, in dem gauz große Lettern
liegen; denn der Kaufmann wünscht, daß diese Worte sehr groß gedruckt
werden, damit sie jeder Leser sofort sieht. Nun nimmt er einzelne Lettern
aus dem Schriftkasten; bald greift er hierhin, bald dorthin und setzt sie
auf deu Winkelhaken. Er braucht nicht genau zuzusehen, deun er weiß,
wo die einzelnen Buchstaben liegen und fühlt es auch mit der Hand, ob
es die richtigen sind. Sechsmal hat der Setzer große Lettern nebenein-
andergesetzt, und das Wort „Großer" ist fertig. Jetzt nimmt er einen
dicken Bleistab und legt ihu dahinter. Nun setzt er die einzelnen Buchstaben
des Wortes „Ausverkauf" und legt wieder eiuen Bleistab, den „Aus-
fchlnß", dahinter. Die Überschrift ist fertig. Sie wird vorläufig mit einem
umgelegten Bindfaden umbunden. Nun wird das übrige gesetzt, manches
iu kleineren, andres in großen Lettern. Ist eine Zeile auf deu Winkelhaken
gesetzt, dann legt der Setzer ein dünnes Messingblech von der Länge der
Zeile auf sie — er nennt es die Setzlinie — und beginnt mit der zweiten
Zeile. Damit die Zeilen uicht zu dicht aneinander stehen, legt er zwischen
je zwei Zeilen ein lauges Ausschlußstück. Ist die zweite Zeile auch fertig,
dann wird die Setzlinie herausgezogeu, auf sie gelegt und die neue Zeile
beginnt. Die Setzlinie verhindert das Umfallen der gesetzten Zeilen.
Wenn der Winkelhaken gefüllt ist, hebt der Setzer den Satz vorsichtig heraus
und stellt ihn aus eiu rechteckiges Brett von ungefähr 20 em Breite und
30 ein Länge, das auf drei Seiten von Leisten eingefaßt ist. Dies Brett
nennt er das Schiff. Den Satz, der die Größe einer Zeilenreihe einnehmen
mag, bindet er mit einem Bindfaden fest, damit er uicht umfällt. Die auf
dem Schiff zusammeugestellte Seite wird auf ein größeres Brett, das Satz-
brett, gestellt. Ist das Satzbrett gefüllt, dann werden die Schnüre gelöst
und eiserne Rahmen darum gelegt.
Nun trägt der Drucker mit einer Walze Druckerschwärze auf deu
Satz, wenn iu einer kleinen Druckmaschine, der Handpresse, gedruckt werden
soll. Die Druckerschwärze ist eine Mischung von Leinölfirnis und bestem
Ruß. Bei der Zeituug werden gleichzeitig die erste und vierte Seite itiib
dann die zweite und dritte Seite bedruckt. Zuerst werden nur eiu oder
zwei Abdrücke oder Abzüge gemacht und dem Redakteur übergeben. Er
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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streifens. Statt des Linoleums kann auch altes Wachstuch verwandt werden.
Im Zeichnen reicht ein Schülerheft (Skizzenheft) mit einem Bleistift und
einigen Buntstiften aus. Zur Aufbewahrung des Materials für das
Formen sind Zigarrenkästen am billigsten. Es genügt, wenn immer zwei
Kinder einen Kasten mit je K Pfund Plastilin besitzen. Wo die Ver-
Hältnisse es gestatten, bringe man für je zwei Kinder größere Kästen ent-
weder unter dem Sitz oder bei den Rettichbänken seitlich unter der Platte
an. Das Plastilin kann in großen Mengen schon zu 0,90 Jl für 1 kg
bezogeu werden. Für eine Klasse von 50 Schülern hat man 12k Pfund
nötig. Sie kosten ungefähr 10 Jl. Ein Zentner Linoleumabfätte kostet
4 bis 5 Jl. Er reicht für 3 Klassen. Bei uns bringen die meisten Kinder
ein Stück Wachstuch und einen Zigarrenkasten von Hanse mit. Die
fehlenden Kästen erhält man in Zigarrenläden für billiges Geld. Ton
ist fast überall zu bekommen; wenn er nicht vorhanden ist, kann man
ihn von den Deutschen Ton- und Steinzeugwerken in Charlotten-
bürg, Sophie-Charlottestraße 5, zu 3 Jl für den Zentner frei ins Haus
(ohne Verpackung) erhalten. Für das Modellieren eines Hügels, eines
Tales oder eines Wasserlanses benutzen wir Sand. Stellen wir das Modell
auf dem Schulhofe her, dann dient der Erdboden als Grundlage. In der
Schule gebraucht man dazu den Sandtisch. Am zweckmäßigsten hat er eine
Höhe von 76 bis 80 cm, eine Länge von 2 m und eine Breite von 1,20
bis 1,25 m, Die Tischplatte, die abnehmbar ist und auf 2 Böcken ruht, ist
mit Blech zu beschlagen und mit einem Rand zu versehen. Bei den ein-
zelnen Abschnitten sind die Gegenstände, die geformt werden sollen, an-
gegeben. Ihre Auswahl ist je nach den örtlichen Verhältnissen
verschieden. Überall vorkommende und deshalb zu fordernde Heimat-
kundliche Objekte dürften Straße, Brücke, Eisenbahndamm, Hügel und
Tal sein. Auf der Oberstufe werden typische erdkundliche Grund-
begriffe wie Krater, Atoll, Schleuse, Ketten- und Massengebirge
zu formen sein. Für uns kommt der Teutoburger Wald in
Betracht.
Die Anschauung, die Erzählung oder das Erlebnis ist die Grundlage und
der Ausgangspunkt des gesamten Arbeitsunterrichtes. Das Erlebnis ist von der
größten Bedeutung, wenn es ein ganz persönliches ist, wenn das Kind im
Mittelpunkte der Handlung steht. Zum Zweck der körperlichen Darstellung
wird der betreffende Gegenstand danach für sich allein eingehend betrachtet,
die besondern Eigenschaften der Form, Farbe, Größe und die Beziehungen
zwischen Einrichtung und Zweck werden hervorgehoben. Danach wird
an das Formen gegangen. Beim Modellieren in Plastilin oder Ton wird
die Formmasse nach Angabe des Lehrers eingeteilt und abgemessen. Sollen
die Schüler z. B. eine Walze formen, so geben sie an, wieviel
Teile dargestellt werden müssen. Nach der Anzahl der Teile richtet sich
die Einteilung der Formmasse. Dann werden die einzelnen Teile geformt
und zusammengesetzt. Jeder Gegenstand wird zuerst vor den Augen der
Kinder von dem Lehrer einmal angefertigt, ehe sie ihn selbst herstellen.
Besonders schön gelungene Darstellungen werden im Schnlschranke
aufbewahrt.
Verleg er, Praxis des heimatkundlichen Unterrichts. to
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1. Das Schulzimmer.
Seit einigen Tagen seid ihr erst in diesem Schulzimmer. Bis Ostern
wart ihr noch in der vierten Klasse. Euer früheres Klassenzimmer habt
ihr zwar auch angesehen und von den Dingen darin gesprochen, aber erst
in diesem Jahre sollt ihr euer Schulzimmer genau betrachten und danach \ , •
auch zeichnen. Damit jeder das nachher schön kann, gebt alle ordent-
lich acht.
Wir sprechen zuerst von den Wänden uusres Schulzimmers. Es
hat vier Wände. Vor uns ist die Vorderwand. Sie heißt auch Tafel-
wand, weil die Tafel an ihr hängt. An unsrer linken Seite ist die
Fensterwand. Sie hat drei Fenster. Durch die Fenster kommt das Licht
in das Schulzimmer. Es fällt von der linken Seite auf unsre Bänke.
Weil die Fensterwand an unsrer Seite ist, heißt sie auch Seitenwand.
Hinter uns ist die Rückwand. Sie heißt so, weil wir ihr den Rücken zu-
kehren. Sie wird auch Hinterwand genannt. An ihr hängt das Bild
unsres Kaisers. Ju der vierten Wand ist die Tür, sie heißt Türwand.
Weil auch der Ofen daran steht, nennt mau sie auch Ofenwand. Sie ist
an eurer rechteu Seite und ist darum die rechte Seitenwand. Mit nnsern
Füßen stehen wir aus dem Fußboden. Er ist vom Tischler aus Brettern
gemacht. Über unserm Kopfe ist die Decke. Sie ist weiß gestrichen und
wie die Wände von: Maurer aus Steinen gemacht und mit Kalk verputzt.
Nun sehen wir uns die Dinge im Klassenzimmer an. Mitten vor
der Tafelwand steht das Pult. Es ist für den Lehrer da. Man sagt oft
auch Lehrertisch dazu. Hinter dem Pult steht ein Stuhl. In das Pult
legt der Lehrer Bücher und Kreide. Neben dem Pult steht die Tafel.
Auf sie schreibt der Lehrer und auch ihr Schüler mit Kreide. Mit dem
Schwamm wird das Geschriebene wieder ausgewischt. Neben der Tafel
steht der Schulschrank. In ihm liegen Schreib- und Zeichenhefte, Bücher
und die Geige. An der andern Seite steht der Ofen. Er ist nur im
Winter geheizt, wenn es draußen kalt ist. Im Sommer ist er ungeheizt.
Vor ihm steht der Ofenschirm. Wie der Regenschirm vor dem Regen
schützt, so soll der Ofenschirm die am nächsten Sitzenden vor zu großer
Hitze schützen.
Ihr Schüler sitzt in Bänken. Jede Bank besteht aus dem Sitz und
dem Tisch. In jeder Bank sitzen vier Schüler. In dem Schulzimmer
sind zwei Reihen Bänke. Die eine Reihe ist für die Knaben, und in der
andern sitzen die Mädchen. Jede Reihe hat neun Bänke. Neben den
Bänken sind Gänge. In der Mitte ist ein breiter Gang. Die Gänge an
der Fensterwand und an der Ofenwand sind schmal.
Nun denkt einmal an eure Stube zu Hause! Wir wollen sie mit
Verleger, Praxis des heimatkundlichen Unterrichts. ^
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